Dienstag, 30. Mai 2017

Glück Auf Falkenstein 2010-2017

Sieben Jahre ist es nun her,seit ich das erste mal ein verlassenes Gebäude besucht habe. Das auf einer Lichtung liegende Hotel "Glück Auf" war eins der ersten Gebäude in das ich mich damals gewagt habe. Voller Neugierde und mit etwas flauem Magen betrat ich die leeren Gänge der brachliegenden Falkensteiner Geschichte.


2017
Damals brauchte es nicht viel Vorstellungskraft um darüber zu Fantasieren wie die Leute hier ihre Urlaubstage verbrachten.
Hier und da ein eingerichtetes Zimmer, die schöne Hotelbar im Dachboden.
Dieses Objekt weckte den Ruinenschleicher in mir der mich bis heute noch dazu auffordert meine Neugierde hinter kaputten Scheiben zu befriedigen.
2017 Mülldeponie

Sieben Jahre Zeit um die Szene zu verstehen in die ich eingetreten war. 
Um darüber nachzudenken welchen Sinn ich damit verfolgen will dieses nicht ungefährliche zeitintensive Hobby weiter zu führen.
Es gibt viele Gründe, Interesse an unserer Geschichte,der leichte Nervenkitzel, das eintauchen an einem Ort an dem die Zeit still zu stehen scheint und das in einer Welt in dem eine Stunde nichts Wert ist. 
Es passiert so viel innerhalb der 60 Minuten das es befreiend wirk in einem Gebäude zu sein indem es Scheint, als würde die Zeit langsamer vergehen.
Tresen 2010
Natürlich hinterlässt die Zeit auch hier ihre Spuren und darum geht es mir in diesem Post.
Mit trauriger Miene laufe ich heute durch die leeren Gänge die mich einst so begeisterten das ich ich zu mir sagte "Das wird mein Hobby".
Sicher , der Leerstand eines Gebäudes ist der Anfang einer Autopsie durch das Wetter und der Verwitterung, doch während man dieser noch eine gewisse Romantik zusprechen kann ist der Zerstörung durch den Menschen nichts abzugewinnen.
Tresen 2017 Brandstiftung
Vordach eingestürzt 2017
Es ist schon leicht absurd,durch den Grundsatz selbst nichts kaputt zumachen sind wir abhängig von denen die damit kein Problem haben, gleichzeitig öffnet sich also mir und den anderen ein Fenster zur Besichtigung ,was dann aber durch den Zunehmenden Hype um ein Objekt viel zu schnell wieder geschlossen wird.
Man stellt die Bilder ins Netz damit die Geschichte und die Erinnerungen für andere zu sehen sind und erhalten bleiben.
Kann aber keine Adressen herausgeben damit der ein oder andere auch das Gefühl erleben oder sich selbst ein Bild machen kann.
2017
Die Bilder in diesem Post sind von meinem ersten Besuch 2010 und von meinem letztem 2017.
Sie zeigen wie Natur und Mensch gewirkt haben um ein Objekt in einen Zustand zu versetzen indem es für mich nicht mehr Sehenswert ist.

Buntes Fenster 2010

Selbiges Fenster 2017
Etliche male nun bin ich den Weg zum Hotel Glück Auf nun schon gelaufen und gefahren.
Ob bei Tag oder sogar bei Nacht.
Doch heute kommt er mir besonders lang vor,vielleicht weil ich Ihn schon kenne,ich eigentlich weiß was für ein Haufen Müll mich vor dem Gebäude erwartet oder weil es mein letzter Besuch sein wird.
Heute so scheint es sind wir alleine vor Ort.
Wilde Gerüchte von dort haben wurden schon immer wild verbreitet sodass sich das Hotel bald zu einem Pilgerort für Kinder,Künstler,Diebe und Vollidioten entwickelte.
Man hört von Kameras,Geistern und gar von einem Fluch den jeder trifft der das Gebäude betritt.
Mich persönlich hat noch kein Fluch getroffen,noch habe ich Geister,Menschen in Ketten oder Wolperdinger dort gesehen.
Leicht genervt von meiner eigenen Idee stapfte ich mit meiner Freundin Richtung Eingang auch sie kennt das Gebäude zu genüge obwohl sie erst mit mir der Ehrgeiz packte das Hobby intensiver zu verfolgen.

Bar 2010
Bar 2017
Die Idee die Motive von 2010 nach zu schießen und Vergleiche zu ziehen hatte ich schon lange. 
Leider hatte ich nicht mehr alle alten Fotos greifbar und hier und da fehlt auch ein heutiges Vergleichsfoto aber es geht ja auch nicht darum zu zeigen das sich die Bank aus dem Schlafzimmer nun in den Korridor gesellt hat.
Zu meinem Erstaunen hatte sich selbst zu meinem letzten Besuch im Januar 2017 einiges getan, der Eingangsbereich ist einem Feuerteufel zum Opfer gefallen und eine der außenstehenden Hütten ist komplett abgebrannt.
Das Vordach im damaligen Restaurant ist nun komplett zusammen gefallen. 
Die Wetterseite des Gebäudes macht allgemein keinen guten Eindruck mehr.
Ansonsten war es wie immer,mehr Müll,mehr Graffitis,fieser Geruch und immer noch kein Fluch der auf mir lastet...so ein Mist aber auch!
Keine Sitzbänke mehr 2017

Kegelbahn 2010

Kegelbahn 2017
Im Grunde habe ich das Gebäude abgefrühstückt,relativ schnell machte ich die Bereiche aus die ich vorher auf Bild gebannt habe,schoss ein Vergleichsbild und stolperte über Müll zum nächsten Motiv.
Von der damaligen Spannung und dem ehemaligen Flair des Hotels ist keine Spur mehr übrig.
Klar liegt das daran das ich nun wirklich oft dort war aber ich hoffe nicht mal mehr mit einem neuen Blick noch etwas zu entdecken,denn es wird mich sicher nicht mit Freude füllen.
Zwischendurch lachte ich noch über einige Graffitis mit Rechtschreibefehlern und wunderte mich über einige Kunstwerke die dort entstanden waren.
Homer Simpson wohnt jetzt im zweiten Stock , neben Yoda und einem Illuminatizeichen.
Freue mich schon auf die Verschwörungstheorien.
Pool 2010

Pool neu Dekoriert
Der Zahn der Zeit beißt sich ohne Karies weiter durch Gebäude.
Die Tage sind gezählt und diesen Albtraum für 199000 Euronen zu kaufen gleicht einer Unterschrift auf dem Insolvenzantrag. 
Für dieses Geld würde man sich lieber 3654 Kamele kaufen und sich auf öffentlicher Wiese anspucken lassen.
Mit anderen Worten,sitze ich hier und warte nur drauf das einer meiner Freunde das Smartphone zügt und mir den Artikel vorzeigt " Hotel Glück Auf in Falkenstein abgerissen,zusammengebrochen,angespuckt"...oh ich war noch bei den Kamelen.
Graffiti 2017
Außenseite 2010
Außenseite 2017

"Ich stand noch nie gerne hier oben" , sagte ich zu meiner Freundin als ich auf dem Balkon der Bar ganz oben stand.
Dasselbe sagte ich mir jedes mal und trotzdem zog es mich immer wieder dort hinauf.
Ein letztes mal die frische Luft genießen, den Blick in den Wald werfen, nach unten sehen und sich denken " Gott ist das Hoch"...um dann den Balkon rasch zu verlassen.
Mittlerweile frage ich mich schon nicht mehr warum unter dem Balkon so viel Unrat liegt, es ist wohl die Mühe Wert das Zeug von A nach B zu schleppen um es dann der Anziehungskraft unserer Erde veschuldet nach unten fallen zu sehen.

2010
2017
"Ich hab alles , wir können gehen"
Mit diesem Satz verließen wir das Gebäude,diesmal war ich nicht damit beschäftigt mir im Kopf auszumalen wie es hier einmal gewesen ist. 
Eher überlegte ich wo mich mein Hobby als nächstes hinführt , ist es vielleicht immer wieder deprimierend einen langen Weg auf sich zu nehmen um dann vor einer ausgeschlachteten Brache zu stehen oder zu sehen wie ein ehemaliges Juwel durch Menschenhand zu Nichte gemacht wird.
So entsteht immer noch ein so ein Grinsen in meinem Gesicht wenn ich ein solches Juwel als einer der ersten betreten kann.
So wie damals als ich das Glück Auf das erste mal besuchte.

2010

2017



2010

2017
Hütte verbrannt